Geschichte

Zu welchem Zeitpunkt die Erntekrone in die Tradition des Erntedankes Einzug fand, ist nicht
wirklich bekannt. Sicher ist lediglich die Überlieferung, dass mit der letzten Fuhre geerntetem Korns eine extra gebundene
Garbe, ein Erntekranz oder irgendwann sogar eine Erntekrone an den Gutsherrn feierlich übergeben wurde. Diese Zeremonie
sah eine kirchliche Segnung vor. Im Anschluss daran wurde mit einem großen Festmahl und Tanz die Ernte gefeiert.
Diese Angaben entstammen einem Fragebogen vom deutschen Volkskundler
Wilhelm Mannhardt.
Bei der Erforschung alter Brauchtümer verteilte er diesen ab 1865 unter dem Thema „Erntesitten” nicht nur in
Deutschland, sondern auch in den von ihm bereisten Ländern. Zu dieser Zeit wurde die Überreichung der Erntekrone
bereits als ein üblicher Brauch von einigen Regionen beschrieben.
Verschiedene Bräuche ermöglichten den Erntehelfern, Zuwendungen vom Gutsherren einzufordern.
Im Buch „Landleben im 19. Jahrhundert” von Ingeborg Weber-Kellermann heißt es:
... Ähnliches ist zu den Bräuchen
bei der Überreichung der Erntekrone festzustellen. Ihr Variantenreichtum war unendlich und zeigt die Bedeutung dieses
festlichen Abschlusses einer wichtigen Arbeitsphase für die Erntearbeiter, die den zu erwartenden Lohn als den Höhepunkt
des Arbeitsjahres empfanden. ...
Eigens zu diesem Anlass wurden Reden in Gedichtform vorgetragen,
die oftmals teils versteckt oder sogar in drohender Form eine direkte Forderung nach Entlohnung enthielten. In eben genannten
Buch findet sich zum Beispiel dieser Spruch:
Unser Begehr ist in diesem Haus,
dass wir gehen können
frei ein und aus,
denn wir sind gewesen auf der Jagd,
dass wir dasselbe haben vollbracht. ...
Das Fest und die Bräuche rund um die Ernte hatten für die Landarbeiter einen besonderen Stellenwert. Das Leben gestaltete sich meist in Armut und Unterdrückung. Die Bevölkerung fühlte sich ausgenutzt und zeigte sich oft in schlechter Laune. Die Erntezeit mit ihren Bräuchen vermittelte zwischen Gutsherrn und Landarbeitern, sodass oft ein Gefühl von menschwürdiger Zugehörigkeit entstand.

Bildquelle Erntekrone: KV ALF e.V.
Die Form einer Krone wurde gewählt, weil diese ein Machtsymbol darstellt. Damit soll - in Verbindung mit den vielen Ehren, die dabei verwendet werden - die Macht der Natur symbolisiert sein. Ebenso würde erinnert werden, wie abhängig die Menschen von den natürlichen Gegebenheiten im Laufe der Jahreszeiten sind.
Daher gelte eine solche Krone, die heute meist im Rahmen des Erntedankfestes überreicht und aufgehängt wird, nicht nur als Dank an die eben erbrachte Ernte. Mit der aufrechten Bindung der einzelnen Ährenbündel an das Kronengestell verbindet man traditionsgemäß auch die Bitte an die kommende Ernte, die eine gute werden soll.